Online-Plattformen, Finanzierungsquellen, Förderprogramme, Publikationen, Landkarten, Konferenzen und Diskussionen: Es ist einiges los im deutschen Sozialunternehmer-Kosmos. Wir präsentieren wieder eine Auswahl neuer Entwicklungen und Ressourcen.

THE CHANGER ist eine neue Online-Plattform und „will allen, die Gutes tun wollen, dabei helfen, Jobs und Ressourcen zu finden und teilen.“ *

Auch 4onemankind will Unterstützung für Weltverbesserer bieten und ist ein „Online-Treffplatz für alle, die sozial-unternehmerische und gemeinnützige Ideen realisieren möchten, denen jedoch bisher das richtige Netzwerk für die Umsetzung gefehlt hat.“ Die Plattform geht in den nächsten Tagen online, neben der Facebook-Site gibt’s aber hier schonmal den Pitch gibt’s hier.

Auf die Suche nach Awards, Preisgeldern und Crowdfunding-Plattformen macht sich sozialstart.eu. Hier finden sich Listen mit Awards für (soziale) UnternehmerInnen und NGOs. sowie mit Crowdfunding-Plattformen. Beide Listen werden laufend erweitert.

Im Kontext von HUB Munich bietet die Start-Rampe in München ein Stipendienprogramm für angehende Sozialunternehmer. Ganz im Stile der bestehenden social impact labs (deren aktuelle Aktivitäten in Frankfurt, Leipzig und Mannheim wir ebenfalls begrüßen dürfen) bietet die startrampe Büroraum, Coaching und Begleitung für gemeinwohlorientierte Ideen.

Den Anspruch, Social Entrepreneurs zu fördern, haben auch zwei neue Initiativen, die im diakonischen Bereich angesiedelt sind: Das “Büro für soziale Innovation“ in Düsseldorf sowie das “Labor für Diakonisches Unternehmertum in Darmstadt. Beide wollen Anlaufstellen und Entwicklungslabors für soziale Innovationen bieten und zeigen, dass Innovationsmanagement im sozialen Bereich längst nicht nur eine Domäne einzelner Individuen ist, sondern auch im Kontext größerer wohlfahrtsstaatlicher Organisationen diskutiert werden kann.

Als Angebot speziell für muslimische Social Entrepreneurs versteht sich das Zahnräder-Netzwerk. “Als Plattform bietet Zahnräder (…) die Möglichkeit, Feedback zu ihren Ideen und Projekten zu erhalten und sie gemeinsam mit anderen Engagierten weiterzuentwickeln, Kooperationspartner zu finden sowie ihre Ideen und Projekte einem breiten Publikum vorzustellen. Dies geschieht nicht nur auf Bundesebene im Rahmen der jährlich stattfindenden Zahnräder Konferenz, sondern auch auf lokaler Ebene durch die ZahnräderX Treffen. Diese bieten engagierten Muslimen eine regionale Plattform für Social Entrepreneurship zum Vernetzen, Austauschen und Zusammenarbeiten.”

Die IT4Change Wirkungsschmiede ist ein Förderprogramm für junge Social Entrepreneurs, die IT nutzen um gesellschaftliche Probleme zu lösen. Konferenzen, SAP-Mentoren, finanzielle Ressourcen und Vernetzung sollen die Projektmacher auf ihrem Weg unterstützen. Dahinter steckt das bereits etablierte Programm PEP – Engagement mit Perspektive, das aktuell wieder zwei junge Stipendiaten mit spannenden Problemlösungsideen für sein Vollzeitstipendium sucht.

Nach dem Erfolg des youweedoo Changemaker-MOOC der Universität Kiel geht nun auch die DO School mit einem eigenen Massive Open Online Course an den Start: “The DO School Start-Up Lab is tailored to deliver the DO School Method online. It is just perfect for those who already have an idea for a venture and want to learn from the best – Experts from various fields that are relevant to every start-up: Muhammad Yunus, Scilla Elworthy, Jean-Remy von Matt and 34 other leaders share their secrets to success in the DO School MOOC.”

Die Finanzierungsagentur für Social Entrepreneurship (Fa-Se) mit Ashoka im Hintergrund hat mit Attila von Unruh (Anonyme Insolvenzler), Frank Hoffmann (discovering hands)  und Heinz Frey (DORV-Zentren) seine ersten Finanzierungsprojekte unter Dach und Fach gebracht. Nun stehen die nächsten an. Wie das konkret aussieht, kann man in einer Beispielpräsentation zum Modell von Attila von Unruh sehen.

A prospos Ashoka: Wer immer schon einmal wissen wollte, wo in Deutschland eigentlich die von Ashoka ausgezeichneten Social Entrepreneurs sitzen, kann seit kurzem auf eine interaktive Landkarte aller Ashoka-Fellows zurückgreifen. Mit anklickbaren Links zum direkten Zugriff – feine Sache.

Zum Thema Finanzen machen sich auch Deutsche Stiftungen Gedanken. Unter dem Stichwort „Mission Investing“ suchen sie nach Möglichkeit der sinnvolleren Geldanlage. „Mit dem Projekt Sinnvestition möchte die Eberhard von Kuenheim Stiftung in Zusammenarbeit mit der BMW Stiftung Herbert Quandt die Rahmenbedingungen schaffen, um die Vermögensanlagen von Stiftungen mit deren Förder- und Satzungszwecken in Einklang zu bringen. Unter dem Dach des Bundesverbands Deutscher Stiftungen und der Federführung der Eberhard von Kuenheim Stiftung wurde 2013 der Expertenkreis „Mission Investing“ gegründet. Mitglieder aus über 15 Stiftungen klären die Rahmenbedingungen für Investitionen in Unternehmen und Organisationen mit ausgewiesener sozialer Wirkung. 2014 plant der Expertenkreis „Mission Investing“ einen MRI-Pilotfonds mit dem Fokus Bildung.“

Dass die Diskussion um Social Entrepreneurship mitunter auch mit harten Bandagen geführt wird, musste unlängst Thomas Mampel, u.a. Geschäftsführer des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. und geschäftsführender Gesellschafter der .garage berlin GmbH, erfahren: In seinem Blog berichtet er unter von Anfeindungen wie “Narzisstische Show eines Social Entrepreneurs” und anderen, denen er als Vertreter sozialunternehmerischer Ansätze in Fachdiskursen ausgesetzt ist. Ohne Partei ergreifen zu wollen – aber dass auch Social Entrepreneurship eine „dark side of the force“ (Markus Beckmann) hat, steht außer Frage. Vielleicht ist es an der Zeit, diesen Diskurs so langsam mal zu führen – wenn auch nicht in der Form, wie sie Thomas erleben musste.

Nicht ganz neu, aber frisch verfügbar sind zwei Publikationen der Universität Münster: “Investition in Gemeinschaft und Gesellschaft – Soziales Unternehmertum in Münster” und “Soziale Innovation, soziales Investment, soziales Unternehmertum” sind dort in Seminaren entstanden und werfen einen teils erfrischenden Blick auf das Thema.

Druckfrisch hingegen kommt eine Publikation der Schwab Foundation for Social Entrepreneurship daher, an der u.a. Andreas Heinecke, Gründer von Dialog im Dunkeln, mitgewirkt hat: “Leadership in Social Enterprise – How to Manage yourself and the Team”. Es fasst die Ergebnisse zahlreicher Interviews mit Social Entrepreneurs zusammen und versucht Hilfestellung bei vier dabei als zentral ermittelten Herausforderungen zu geben:
“- Building a management team
– Delegation and succession
– Balancing and integrating
– Personal and professional development”

Frisch promoviert präsentiert Sabine Schwarz ihr Buch Social Entrepreneurship Projekte – Unternehmerische Konzepte als innovativer Beitrag zur Gestaltung einer sozialen Gesellschaft.” Darin stellt sie „die Frage, was Social Entrepreneurship zur Entwicklung und Verbreitung innovativer Lösungsansätze beitragen kann, um in Zukunft gesellschaftliche Herausforderungen besser zu meistern. Zu diesem Zweck analysiert die Autorin zwanzig ausgewählte Social Entrepreneurship-Projekte und nimmt diese als Gegenstand und Ziel von Bildungsprozessen in den Blick. Die Förderung sozialunternehmerischer Kompetenzentwicklung wird in Form eines Bildungsmodells konkretisiert, wobei der Hochschulkontext den Bezugsrahmen bildet.“

Das EU-Forschungsprojekt: Enabling the Flourishing and Evolution of Social Entrepreneurship for Innovative and Inclusive Societies (EFESEIIS) “will durch eine Untersuchung in zehn EU-Ländern und im EU-Beitrittskandidat Albanien Traditionen, (…) Bedeutung und aktuelle Herausforderungen von SozialunternehmerInnen untersuchen (…). Ziel ist die Beantwortung der Frage, „wie eine nachhaltige und prosperierende Entwicklung sozialer Unternehmen dazu beitragen kann, eine innovative und inklusive Gesellschaft in Europa zu ermöglichen.”

Soziale Innovationen waren das Thema eines Forschungsprojektes an der EBS, dessen Ergebnisse nun demnächst auf einer Konferenz präsentiert werden: „Am 27. Juni 2014 findet die Abschlusskonferenz des vom BMBF geförderten Forschungs- und Praxisprojektes “Soziale Innovationen in Deutschland” statt.“ (…) „Die folgenden beiden Hauptfragen werden auf der Konferenz eine zentrale Rolle spielen:
– Was muss in Deutschland passieren, damit Soziale Innovationen verstärkt zur Lösung gesellschaftlicher Probleme eingesetzt werden?
– Wie können sich die verschiedenen Akteure effektiv daran beteiligen?“

Traditionell wirft um diese Zeit auch schon der nächste Vision Summit seine Schatten voraus. Am 10./11.09.2014 versammeln sich wieder zahlreiche Social Entrepreneurs und solche, die gern mehr darüber wissen, in Berlin.

Nicht zuletzt können sich bis zum 30.06.2014 Wissenschaftler mit ihren Forschungsarbeiten für den Sustainable- und Social-Entrepreneurship Research Award bewerben, der in diesem Jahr zum dritten Mal im Rahmen der Gründungsforschungskonferenz  G-Forum 2014 vergeben wird.

Wieder mal zeigt sich ein Füllhorn an Angeboten für soziale Problemlöser und alle, die sich für das Feld interessieren. Nach wie vor ist es spannend zu sehen, welche Strukturen sich entwickeln und dauerhaft Bestand haben. 2015 jährt sich die Auszeichnung von Andreas Heinecke als erster deutscher Ashoka-Fellow zum zehnten Mal. Das Interesse an Social Entrepreneurship scheint auch nach so langer Zeit ungebrochen. Es geht einher mit der spürbaren Sehnsucht nach einer möglichen Verbindung von Ökonomie und Sozialem. Es sind Zeiten des Wandels, in denen Social Entrepreneurship auf fruchtbaren geistigen Boden fällt. Und es bleibt zu hoffen, dass die Energie zur Entwicklung und Unterstützung sozialer Problemlösungen trotz absehbarer ökonomischer Enttäuschungen erhalten bleibt.

* alle mit „“ gekennzeichneten Textpassagen sind den jeweiligen Websites entnommen

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