“Thema unaufgeregt betrachten”, “Alter Wein in neuen Schläuchen”, “Kleine Nische” – so äußerten sich die wenigen anwesenden Unterausschussabgeordneten bei der gestrigen Expertenanhörung zu Social Entrepreneurship im Deutschen Bundestag.

Vielleicht lag es am von den Abgeordneten kritisierten allzu akademischen Auftreten oder am internen Streit der Referenten über die Bedeutung des Social Entrepreneurship-Begriffs: Trotz des wohltuend pragmatischen Abschlussvortrages von Felix Oldenburg über die “guten Ideen und die Menschen, die sie umsetzen” und seinem Plädoyer für eine Anerkennungs- und Unterstützungskulutur konnte man angesichts der zitierten Äusserungen nicht den Eindruck gewinnen, dass für den Aufbruch in diese Richtung ein starkes Signal gesetzt werden konnte. Immerhin war man sich einig, dass bestehende deutsche Sozialstaatsstrukturen zu beachten sind und eine 1:1-Übernahme aus anderen regionalen Kontexten nicht sinnvoll ist (vgl. Beiträge 2008 und 2009).

Die vorerst reservierte Haltung der Abgeordneten muss kein Beinbruch sein – immerhin ist die Förderung von Social Entrepreneurs mittlerweile in der Engagementstrategie der Bundesregierung verankert und voraussichtlich im Herbst wird ein entsprechendes Förderprogramm vorgestellt. An diesem Punkt stellt sich aber die Frage, was nach dem publizistischen und akademischen Hype kommt, den man angesichts des Ankommens des Themas in der politischen Agenda aktuell vermuten darf.

Betrachtet man die politischen Aktivitäten der letzten Jahre zur Förderung ehrenamtlichen Engagements in bestehenden Organisationen einerseits und zu Unternehmensgründungen andererseits, kan man festhalten: Wer sich hierzulande ehrenamtlich (mit)engagieren will oder ein Unternehmen gründen will, findet mittlerweile ein recht breites Netz an Unterstützungsangeboten. Dieses Netz reicht von Freiwilligenbörsen, Engagementleitstellen in Sozialbehörden und Websites zur Suche nach Engagementmöglichkeiten bis hin zu Gründungsberatungen, Inkubatoren und Finanzierungsangeboten.

Für Menschen, die sich – unabhängig von Finanzierungsform und Erwerbsabsicht – mit der Lösung eines sozialen Problems auf den Weg machen wollen oder bereits auf dem Weg sind, fehlen vergleichbare Angebote bis auf wenige Ausnahmen jedoch bislang.

Das “Erkennen eines sozialen Problems, die Entwicklung einer Lösungsstrategie und die eigenverantwortliche Umsetzung mit sozial und wirtschaftlich nachhaltigem Handeln” (Heldenrat-Definition von Social Entrepreneurship) ist eine Sonderform gesellschaftlichen Engagegements. Sie gehört selbstverständlich auf die politische Agenda zur Unterstützung zivilgesellschaftlichen Handelns.

Nach dem Hype beginnt die Arbeit: Wer sich in Deutschland einem sozialen Problem eigenverantwortlich widmen will, verdient die gleiche Unterstützung wie Unternehmensgründer und Engagementbereite. Die Schaffung entsprechender Strukturen wird die (politische) Aufgabe der nächsten Dekade sein.

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Comments (2)

Hallo, vielen Dank für diesen interessanten Beitrag zum Social Entrepreneurship in Deutschland. Es ist wohl wahr: man kann als Engagementwilliger in Deutschland auf breite Unterstützung setzen — so lange man sich im herkömmlichen Ehrenamt engagieren will. Für sporadisches und sozialunternehmerisches Engagement trifft das nicht zu! Daran ändert übrigens auch das Social Entrepreneurship nichts, weil sich die Vorstellungen von stetem, verpflichtenden Engagement auch hier durchtragen.

Viele Grüße
Hannes Jähnert

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