Wir haben neulich von dem Workshop der Heinrich-Böll-Stiftung zu Social Entrepreneurship berichtet und darüber, dass es ganz offenkundig noch einige Begriffsverwirrungen gibt.

Diese Verwirrung betrifft insbesondere auch das Verhältnis zwischen Social Entrepreneurship und Social Business. Wir haben den Eindruck, dass letzteres nicht nur auf diesem Workshop mittlerweile in der öffentlichen Debatte in Deutschland gleichgesetzt wird mit Social Entrepreneurship. Das lässt sich zumindest aus der wissenschaftlichen Literatur (und auch bei näherer Betrachtung der Praxis) nicht belegen. Ob ein sog. “earned-income-modell” zwingend zu Social Entrepreneurship gehört, ist zumindest umstritten Wir müssen uns daran gewöhnen: Es gibt kein einheitliches Verständnis darüber, was genau unter Social Entrepreneurship zu verstehen ist:

Obwohl der Begriff „Social Entrepreneurship“ seit den 1970er Jahren im wissenschaftlichen Diskurs existiert, ist es in den vergangenen 30 Jahren nicht gelungen, eine einheitliche Definition des Phänomens zu bilden.
(Zimen 2006, S. 17)

Wir meinen daher: Social Entrepreneurship ist nicht gleichzusetzen mit Social Business. Nicht immer kann eine gute soziale Idee auch mit solchen Strategien eigenerwirtschafteter Mittel verbunden werden. Social Business kann ein finanziell nachhaltiges Social Entrepreneurship auszeichnen, muss es aber nicht.

Schade wäre es, wenn in der breiteren Öffentlichkeit als Social Entrepreneurship nur der Gedanke verstanden wird, dass soziale Projekte ihr eigenes Geld erwirtschaften. Ganz traurig wird es, wenn – wie wir nun schon mehrfach erlebt haben – in öffentlichen Diskussionen durchaus vorzeigbaren Projekten, die mit einer innovativen Idee, einem überzeugenden Skalierungsansatz, einer durchdachten Wirksamkeitsmessung oder einem pfiffigen Fundraisingkonzept aufwarten, von selbsternannten Social Entrepreneurs die Berechtigung, für sich Social Entrepreneurship als Leitlinie in Anspruch zu nehmen, aberkannt wird.

Wir würden der Verbreitung von Social Entrepreneurship einen Bärendienst erweisen, wenn wir die Gleichsetzung mit Social Business zuliessen – zuviele sinnvolle Aspekte, die zu einem neuen unternehmerischen Umgang mit sozialen Ideen gehören, würden außen vor bleiben. Es ist sehr zu begrüßen und zu befördern, dass neue Finanzierungsmodelle Einzug halten in die Landschaft sozialer Problemlösung und alte Dogmata (“Geldverdienen gehört sich nicht”) in Frage gestellt werden. Aber eine Einengung auf die monetären Aspekte kann nicht Sinn der Sache sein, wollen wir die Kraft und Vielfalt von Social Entrepreneurship wirklich in Deutschland und anderswo befördern.

Es ist daher nur zu begrüßen, wenn zwei der großen Promotoren in diesem Sektor in Deutschland, Ashoka und das Genisis Institute, in ihren eigenen Beiträgen auf die Beziehung zwischen Social Entrepreneurship und Social Business hinweisen und notwendige Klarstellungen schaffen:

Ashoka: Die Beziehung zwischen Social Entrepreneurship und Social Business

Genisis Institute: Von Social Entrepreneurship zu Social Business

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